Spitalstrategie «4plus5»: Grundsätzlich gut, aber mit Verbesserungspotential bei Notfallzentren und ÖV

Als Kantonsratskandidat aus dem Wahlkreis Rorschach mache ich mir einiges an Gedanken zur Spitalstrategie «4plus5» des Kantons. Unsere zunehmend demographisch alternde Gesellschaft braucht ein Gesundheitsystem, welches erstens effizient, zweitens qualitativ gut und drittens vor allem kostengünstig ist. Die Spitäler sollten deshalb möglichst wirtschaftlich betrieben werden, wie auch die als Notfallzentren weiter genutzten, ehemaligen Spitäler – wie auch in Rorschach. Als Kantonsratskandidat der GLP und JGLP ist mir einerseits ein kostengünstiges Gesundheitsystem wichtig, anderseits auch ein nachhaltiges Gesundheitsangebot in der Region Rorschach, wobei das Zentrumsspital St.Gallen aber auch besser erreichbar werden soll.

Spital Rorschach, Quelle: https://www.kssg.ch

Diese Notfallzentren können aber kaum wirtschaftlich betrieben werden, und wirken eher wie eine «Beruhigungspille» des Kantons, statt einer nachhaltigen Strategie. Ich unterstütze die Stellungsnahme der GLP mit folgenden Forderungen. Für den Standort Rorschach kommen für mich am ehsten ein Zentrum Akutgeriatrie (unsere Gesellschaft wird immer älter) oder Rehabilitation (See- und Berglage) in Frage, zusammen mit einem Notfalldienst- und Angebot. Das Bettenangebot soll sich so an einem wirtschaftlich nachhaltigen Angebot orientieren, und nicht vorgeschrieben sein.

1. Die Planung der medizinischen Versorgung unserer Region muss die Bedürfnisse und Angebote der benachbarten Kantone und Länder einbeziehen.


2. Von einem 4-Betten-Angebot an den Standorten mit Gesundheits- und Notfallzentren ist abzusehen. Es ist weder wirtschaftlich tragbar noch medizinisch sinnvoll.


3. Die Öffnungszeiten eines Notfallangebotes sind den lokalen Anforderungen unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Machbarkeit und medizinischer Notwendigkeit sowie dem bereits bestehenden Notfallarzt-System anzupassen.


4. Die Regierung soll überprüfen, in welchen Institutionen es Möglichkeiten gibt, zusätzliche Leistungsaufträge wie Akutgeriatrie, Suchthilfe, Rehabilitation, Palliativpflege, Übergangspflege, Psychosomatik und Ferienbetten für Schwerbehinderte zur Entlastung von Angehörigen, z.B. MS-Patienten einzurichten. In solche Institutionen liesse sich allenfalls auch ein 24 Stunden Notfalldienst sinnvoll integrieren.

Quelle: sg.gruenliberale.ch

ÖV-Angebot zu zukünftigen Spitälern muss verbessert werden

Was ich jedoch ebenso wichtig finde, und worüber noch viel zu wenig diskutiert wird ist folgendes:

Durch die Schliessung von mehr als der Hälfte an Spitalstandorten werden Anreise und Rückreise zu den verbliebenden Zentrums- und Spartenspitälern länger – sei es für das Personal, die Patienten bei Untersuchungen oder auch für Besucher. Damit es nicht zu einer massiven Erhöhung an privaten Fahrten kommt, muss der ÖV-Anschluss der verbliebenden Spitälern verbessert werden – und zwar enorm.

Mögliche Massnahmen gibt es viele, einige wurden bereits angestossen:

Die neue Spitalstrategie soll laut Kanton Arbeitsplatzwechsel erforderlich machen. Insbesonders für das betroffene Personal, aber auch Personen ohne Führerschein oder im Rollstuhl ist eine gute Erreichbarkeit der Spitäler mit dem ÖV sehr wichtig. Das derzeitige Angebot ist insbesondere in Grabs, Wil und Uznach ungenügend, hat eine zu geringe regionale Reichweite und muss spätestens zur Schliessung der umliegenden Regionalspitäler ausgebaut werden:

  • In St.Gallen ist die ÖV-Anbindung bisher ohne Zweifel am besten, was für ein Zentrumsspital auch wichtig ist. Durch die Schliessung der Spitalstandorte Rorschach und Flawil sollten jedoch direkte Busverbindungen in das Fürstenland und in den Bezirk Rorschach angeboten werden. Rorschach könnte beispielsweise durch einen durchgehenden 30-Minuten-Takt der Linie 240 Rorschach – Goldach – Mörschwil – Kantonsspital – St. Gallen besser angeschlossen werden. Zudem sollten zusätzliche Direktverbindungen zwischen St.Fiden, Bahnhof und Kantonsspital sowie zwischen dem Kantonsspital und den Hauptbahnhof angeboten werden.
  • In Uznach ist das Spital nicht so gut eingebunden, eine neue Haltestelle der nahe gelegenen Bahnlinie Uznach – Wattwil ist aber bereits im Richtplan eingetragen. Wie in St. Gallen wird auch Uznach ausgebaut. Mit der Schliessung des Spitales Wattwil und Walenstadt muss das Spital zudem in das regionale, bzw. überregionale ÖV-Netz eingebunden werden. So könnte Beispielsweise die S4, welche in beide Richtungen verkehrt, diese Haltestelle bedienen. Aktuell fährt sie im Stundentakt, es empfiehlt sich hier ein Halbstundentakt. Jedoch muss aber auch das Angebot des strassengebundene ÖV’s ausgebaut werden.
  • Wil und Grabs kenne ich nicht so gut, aber auch hier ist eine zusätzliche Nachfrage zu erwarten. Beide Standorte haben für ein Spartenspital eine eher schlechte ÖV-Güteklasse welche mit mehr Busverbindungen (derzeit nur ca. 4 pro Stunde) optimiert werden müssen. Beide liegen nicht in der Nähe von ÖV-Linien, womit eine neuer Bahnhof nicht möglich ist – deshalb müssten mehr überregionale und regionale Busverbindungen angeboten werden, welche gut auf die Abfahrtszeiten der Bahn abgestimmt sind.
  • An allen Standorten soll auch die niveaufreie Erreichbarkeit mit für den Fuss- und Veloverkehr optimiert werden. Die kombinierte Mobilität sowie zukünftige Trends und Entwicklungen im Mobilitätsbereich sollen ebenfalls berücksichtigt werden.
  • Die Fahrten mit dem MIV sollten durch eine Mobilitätsstrategie plafoniert werden.

Falls ich als Kantonsrat gewählt werden würde, werde ich mich für ein verbessertes ÖV-Angebot zu den Spitälern stark machen, und dafür sorgen, dass die Notfallzentren, insbesondere das in Rorschach, möglichst nachhaltig betrieben werden können. Bei beidem muss die Strategie mit den Nachbarkantonen und Nachbarländern abgestimmt werden.

Verwendete Quellen:
https://sg.grunliberale.ch/aktuell/vernehmlassungen/mediadetail~f4369acc-ae57-4da5-8c32-69c3e3b355f6~Strategie%20der%20Weiterentwicklung%20der%20St.Galler%20Spitalverbunde~

https://www.sg.ch/politik-verwaltung/regierung/spitalzukunft.html

https://stgallen.jungegrunliberale.ch/vernehmlassung-spitalstrategie/
https://rorschacherecho.ch/2019/10/23/so-sieht-die-spitalstrategie-der-kantonsregierung-aus/

https://map.geo.admin.ch/?lang=de&topic=ech&bgLayer=ch.swisstopo.pixelkarte-farbe&layers=ch.swisstopo.zeitreihen,ch.bfs.gebaeude_wohnungs_register,ch.bav.haltestellen-oev,ch.swisstopo.swisstlm3d-wanderwege,ch.are.gueteklassen_oev&layers_visibility=false,false,false,false,true&layers_timestamp=18641231,,,,&layers_opacity=1,1,1,1,0.75&E=2752592.73&N=1226170.10&zoom=6.687189523108058

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